Dipavali – das Lichterfest

Sairam, ihr Lieben,

Dipavali, kurz Divali genannt, ist eines der populärsten indischen Feste und wird in ganz Indien gefeiert. Der Name bedeutet wörtlich Lichterkette, oder Reihe von Lichtern: dipa - avali. Wie so viele indische Feste symbolisiert es den Sieg des Guten, bzw. des Göttlichen, über das Böse, bzw. das, was uns von Gott getrennt hält. Es ist ein Fest des Lichts, der Freude, des Glücks, der Gemeinschaft und mittlerweile auch des Konsums. In manchen Gegenden, vor allem in Maharasthra und Teilen Nordindiens, wird Dipavali fünf Tage lang gefeiert, in anderen, wie den südindischen Staaten, drei. Die Haupttradition von Dipavali, die in ganz Indien verbreitet ist, ist die Feier des Sieges Krishnas über den Dämonen Narakasura. Das an Dipavali übliche Feuerwerk mit Krachern und Knallfröschen gilt der Feier dieses Sieges.

Dipavali ist ein Fest des Zusammenkommens aller, der Vergebung des einander zugefügten Schadens, und es besitzt eine große vereinigende Kraft. Vor dem Fest werden die Wohnungen auf Hochglanz gebracht, am Festtag wird morgens ein Ölbad genommen, neue Kleidung wird getragen, Tempel besucht, die Familien kommen zusammen, Freunde und Verwandte besuchen sich gegenseitig, Geschenke werden ausgetauscht, besondere Speisen zubereitet, speziell die Süßigkeiten, für die Dipavali berühmt ist.

Im Süden steht die Feier von Krishnas Sieg über den Dämonen Narakasura im Vordergrund. Der Legende nach war Narakasura ein Dämon, der Himmel und Erde in Schrecken versetzte (naraka heißt wörtlich Hölle, Unterwelt) und vor allem dadurch berüchtigt wurde, dass er die Töchter der Göttinnen und zahlreiche Prinzessinnen der Erde raubte und in seiner Stadt einkerkerte. Die Götter und Menschen flehten Gott Vishnu, der in Form Krishnas auf Erden weilte, um Hilfe an. Krishna erhörte die Gebete, drang in die unüberwindliche Festung ein und befreite die gefangenen Frauen. Tatsächlich tötete nicht Krishna selbst den Dämonen, sondern er überließ dies seiner Ehefrau Satyabhama. „Begleitet von Satyabhama zog Gott Krishna aus, um einen Krieg gegen den Dämon Narakasura zu führen. Ein heftiger Kampf entbrannte, und der Dämon starb durch die Hände Satyabhamas. Der allmächtige Krishna hätte Narakasura ohne Satyabhamas Hilfe töten können. Warum nahm er dann ihre Hilfe in Anspruch? Der böse Dämon Narakasura verdiente es nicht einmal, durch die Hand Krishnas zu sterben. Weil Narakasura tausende von Frauen unsäglichem Leid ausgesetzt hatte, entschied Krishna, er solle durch eine Frau getötet werden. Narakasura hatte tausende von Prinzessinnen, die große Gottesverehrerinnen waren, gefangen gehalten. Diese Prinzessinnen verkörperten die Liebe selbst und besannen sich unablässig auf Gott.“ (Sathya Sai Baba, Dipavaliansprache 4.11.2002).

„Nachdem Narakasura getötet war, fand ein großes Fest in seinem Königreich statt. Solange er lebte, waren die Herzen der Menschen in Dunkelheit getaucht. Als er endlich getötet worden war, wurde überall freudig gefeiert. Mit seinem Tod war die Dunkelheit der Unwissenheit und des Hasses vertrieben. Die Menschen feierten das Fest auf symbolische Weise, indem sie Lichter anzündeten. So wie die Fledermäuse ihren Weg in ein in Dunkelheit getauchtes Haus finden, ebenso dringen schlechte Eigenschaften in ein Herz ein, das voll der Dunkelheit der Unwissenheit ist.“ (Sathya Sai Baba, 4.11.2002)
Was, oder wer, ist nun ein Dämon? Laut Swami waren viele der Dämonen hochintelligent; Dämonen wie Hiranyaksha und Hiranyakashipu konnten sogar den Mond, die Sonne und die Sterne erreichen und ihre Wirkungsweise verstehen. „Aber weil ihr Geist mit negativen Gedanken erfüllt war, gelang es ihnen nicht, das in ihrem eigenen Selbst verborgen liegende positive Prinzip zu verstehen. Auch der Dämon Narakasura gehörte in dieselbe Kategorie. Seine Kraft und sein Wissen waren gewaltig, aber aufgrund seiner negativen Eigenschaften erwiesen sie sich als vergeblich. Auch wenn man sehr hingebungsvoll ist, oder die Veden gemeistert hat, wird all dies wenig bringen, wenn man seine negativen Eigenschaften nicht aufgibt.“ (4.11.2002)

Swami erläuterte in derselben Ansprache die Symbolik der Tötung Narakasuras: „Wenn die Eigenschaften eines Dämonen in den Menschen eindringen, wird er zu Narakasura.“ - „Am heutigen Tag wurde der Dämon Naraka getötet. Was bedeutet dieser Vorfall? Er symbolisiert das Töten des Dämonen im Menschen. Nara bedeutet Mensch und Asura Dämon. Dieser Dämon befindet sich in jedem Menschen. Es ist nicht notwendig, sich große Waffen zu verschaffen, um diesen Dämonen zu töten. Der Mensch wird Nara genannt, weil sich in ihm Atman, das göttliche Selbst, befindet. Dieser Atman ist die Verkörperung der Liebe. Durch Liebe allein kann man die Dämonen töten. Verwirklicht deshalb das Atmanprinzip und entfaltet Liebe. Das ist wahre Hingabe.“

Wie bei anderen indischen Festen, geht es also auch hier um das Überwinden negativer Eigenschaften, die Transformation hin zum Göttlichen und die Vereinigung mit dem Göttlichen. Das Anzünden der Lichter symbolisiert die Überwindung der Dunkelheit, der Unwissenheit, von allem, was der Vereinigung mit dem Göttlichen im Wege steht.

Wie wird dieses Fest in Puttaparthi gefeiert? Ehe die Darshanhalle errichtet wurde, verteilte Swami abends Feuerwerkskörper an die Studenten und wir konnten in Swamis unmittelbarer Gegenwart das Feuerwerk am Himmel genießen, ebenso wie den ohrenbetäubenden Lärm der Kracher. Aus Sicherheitsgründen kauerten wir uns eng unter den Arkaden zusammen, um nicht von den Funken der Feuerwerkskörper getroffen zu werden. Später wurde das Feuerwerk auf dem Rasen vor der Purnachandrahalle abgehalten, und wir drängelten uns, jetzt im Sicherheitsabstand, auf den Balkonen der Südhäuser, um sowohl Swami als auch das Feuerwerk zu bewundern. Seit die neue Residenz errichtet wurde, war auch das vorbei. Ab da entzündeten die Studenten vor Swamis Haus Lichter und ein kleines Feuerwerk wurde abgehalten. Das wird auch nach Swamis physischem Weggang weiter so gehalten.

Es ist wunderschön, an Dipavali abends einen Spaziergang durch den Aschram zu machen. Vor Swamis Haus sind Lichter entzündet, und von den vielen Öllämpchen, die auf den Balkonen der Aschramwohnungen brennen, geht eine stille Wärme aus. Vom Dorf dringt der Lärm der Kracher und Knallfrösche, und wenn man zum Himmel hinaufschaut, sind dort Funkenregen und Lichtblitze der Feuerwerkskörper zu bewundern, die im Dorf gezündet werden. Auch wenn dieses Fest hier im Aschram nicht mehr in großem Stil gefeiert wird, haben wir doch das Glück, in der Allgegenwart Sai Krishnas zu sein, mit dessen Hilfe es uns sicherlich gelingen wird, den Dämonen Narakasura in uns zu überwinden und das Göttliche Selbst in uns zu finden.


Susan Boenke, Prashanti Nilayam

Zurück