Der Corona Virus hat auch Puttaparthi erreicht

Sairam, ihr Lieben,
anbei ein kleiner Einblick in die Situation hier vor Ort, im Aschram und in Puttaparthi.
Indien befindet sich seit dem 25. März unter Ausgangssperre, die zuerst bis zum 3. Mai und jetzt, mit gewissen Lockerungen, bis 17. Mai verlängert wurde. Ganz Indien wurde je nach der Anzahl der coronapositiven Fälle in grüne, orangene und rote Zonen unterteilt, und je nach Zone gibt es jetzt mehr, weniger oder gar keine Lockerungen der Ausgangssperre. Weiterhin gibt es keine Flüge und keine Personenzüge, kaum Busverkehr und begrenzte Ausgangszeiten für den Einkauf lebenswichtiger Dinge.

Der Anantapurdistrikt gehört zur roten Gefahrenzone, und nachdem es gerade eben den ersten offiziell bestätigten coronapositiven Fall in Puttaparthi gab (ein Polizist), ist der Kernbereich vom Ort Puttaparthi für den Zeitraum von 28 Tagen zur roten Zone erklärt worden.

Das heißt, wer in diesem Bereich lebt, darf sein Haus/seine Wohnung überhaupt nicht verlassen. Lebensmittel und Medikamente werden an die Haustür geliefert und medizinisches Fachpersonal führt Gesundheitschecks durch. Alle Straßen wurden desinfiziert. Alle Geschäfte innerhalb der red zone sind geschlossen. Für andere Teile Puttaparthis, wie die Chitravatiroad, gilt weiterhin außerhalb der Einkaufszeiten von 6 bis 9 Uhr morgens Ausgangssperre, und weiterhin fahren keine Rickshaws. Seit Beginn der Ausgangssperre wird täglich an verschiedenen Stellen in Puttaparthi kostenloses Mittagessen und Abendessen ausgeteilt.

Im Aschram wurde überall Vibhutiwasser am Boden versprengt, bis hin in den letzten Winkel des Aschrams. Swami hatte das zu Lebzeiten gemacht, als im Schülerwohnheim eine Grippewelle umging, und am nächsten Tag waren alle gesund.

Der Aschram ist weiterhin für die Außenwelt geschlossen, mit Ausnahme der für den Aschram lebensnotwendigen Mitarbeiter, und die meisten Einrichtungen mit Ausnahme des Gemüse- und Lebensmittelshops und der süd- und nordindischen Kantine sind nicht in Betrieb. Auch die Darshanhalle ist weiterhin für alle geschlossen, mit Ausnahme der Veden- und Bhajansänger. Veden und Bhajans werden weiterhin zu den üblichen Zeiten abgehalten und können über Internet mitverfolgt werden. Die Mikrophone sind ausgeschaltet und die Veden und Bhajan werden nicht über Lautsprecher im Aschram übertragen.

In Indien herrscht weiterhin bis 17. Mai striktes Versammlungsverbot für alle religiösen Zusammenkünfte, Gottesdienste etc. Dieser Lockdown des Aschrams wurde aufgrund der besonderen Situation in Puttaparthi schon jetzt bis zum 31. Mai verlängert. Die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen ist im Aschram gewährleistet.

Es hängen immer noch Sevadals und westliche Devotees im Aschram fest. Ein Großteil der Sevadals konnte jetzt nach vielen Wochen per Sondererlaubnis der Behörden den Aschram verlassen und ihre Heimatstaaten reisen. Ein logistischer Albtraum, denn im März hatten Sevadals aus allen indischen Staaten im Aschram Dienst, u.a. aus Madhya Pradesh, Gujarat, Tamil Nadu, Delhi, Westbengalen.  Jetzt hunderte bis tausende Kilometer tage- und nächtelang per Bus oder gelegentlich auch Taxis durch verschiedene indische Staaten zu reisen, deren Grenzen abgeriegelt sind und wo ebenfalls Ausgangssperre herrscht, ist ein Aufbruch ins Ungewisse. Abgesehen davon, dass man im Heimatstaat erstmal in Quarantäneeinrichtungen untergebracht wird. Viele mussten hier ausharren, obwohl sie in ihren eigenen Familien dringend gebraucht worden wären. Eine Reihe von Sevadals widmeten sich in ihrer freien Zeit intensivem Sadhana, man hörte Bhajansingen aus den Zimmern, Mantrarezitationen und manche widmeten sich dem Likhitajapam, dem Schreiben des göttlichen Namens – abgesehen davon, dass sie weiterhin wesentlich dazu beitrugen, den rudimentären Aschrambetrieb aufrecht zu erhalten. Ein Dank an alle, die hier ausharren mussten!

Die westlichen Devotees hier, die sich keiner Rückholaktion ihrer Regierung anschließen konnten oder wollten, müssen wohl noch lange hier ausharren. Es scheint sich vor allem um Russen und Osteuropäer zu handeln, vereinzelt auch um Deutsche.

Mittlerweile sind eine Reihe von Festtagen nicht gefeiert worden, Ramas Geburtstag, Tamil Nadu Neujahr, Vishu Neujahr, und vor allem Swamis Mahasamadhitag am 24. April, zu dem normalerweise zehntausende kamen, um Swamis Prasad in Form von Nahrung und Kleidung zu erhalten. Allerdings gab es am Mahasamadhitag ein besonderes Geschenk der Natur: In der Nacht zuvor und am nächsten Nachmittag gab es starke Regenfälle, die vertrocknete Natur und wir konnten aufatmen und die Temperaturen, die mittlerweile 40 Grad erreicht hatten, fielen etwas. Im Aschram gab es das an diesem Tag übliche spezielle Lunch als Prasad.

Natürlich sind auch der Sri Sathya Sai Central Trust und die SSS Sevaorganisationen an Hilfsmaßnahmen beteiligt. Kurz nach Beginn der Ausgangssperre hielt der indische Premierminister Modi eine Videokonferenz mit ca. 15 spirituellen Führern und Organisationen ab, zu der auch der Sri Sathya Sai Central Trust eingeladen war.

Eine Auszeichnung, aber auch eine Verantwortung, wie der Managing Trustee Ratnakar feststellte, der mit dem gesamtindischen Präsidenten der Saiorganisation, Nimish Pandya, an der Konferenz teilnahm. Der Central Trust richtete ein hochwertiges Quarantänelager beim Superhospital ein, das als Bestes des Distrikts gilt. Außerdem stellte der Central Trust allen Quarantäneeinrichtungen im Anantapurdistrikt notwendige medizinische Ausstattung im Wert von 1,80 crore Rupien (ein crore sind 10 Millionen) kostenlos zur Verfügung und spendete jeweils 50 Millionen Rupien (5 crore) an den Corona Hilfsfond des Premierministers und an den Hilfsfond des Staates Andhra Pradesh.

Die Saiorganisationen der einzelnen Staaten verteilen ebenfalls Nahrungsmittel, Essenspakete, Gesichtsmasken etc. Das alles erfordert während der Ausgangssperre eine enge Koordination mit den Behörden.

Ein Themenwechsel, ein Ausflug ins Ramayana: Swami sagte einmal, das Ramayana würde Einzug in jedes Haus halten. Während des Lockdowns wurde durch den nationalen Fernsehchannel Doordarshan die TV Serie Ramayana von Ramanand Sagar aus den Jahren 1987/88 wieder ausgestrahlt. Sie ist keine glamouröse Fassung wie spätere Verfilmungen, sondern eine zeitlose werteorientierte Fassung, die damals eine Sensation verursachte und die weltweit am meisten angeschaute mythologische Schau ist. Jetzt während des Lockdowns erreichte sie an einem Tag mit 77 Millionen Zuschauern einen neuen Weltrekord. Im Anschluss daran werden die alten Serien Mahabharata und Sri Krishna ausgestrahlt. Auf diese Weise verbreitet sich auch unter Mitgliedern der jüngeren Generation Wissen über das indische Kulturgut.

So, jetzt hoffen wir, dass alle diese Zeit der Prüfung gut bestehen, und vor allem gesund bleiben. Der Weg kann nur nach Innen gehen. Und was das Äußere angeht, auch das geht vorüber! Allerdings werden die Folgewirkungen vor allem für die mittellosen und armen Bevölkerungsschichten immens sein, und sind es bereits. Mögen wir alle ins Gebet nehmen, über unsere eigenen Bedürfnisse hinausdenken und teilen.

Mit lieben Grüßen von hier

Dr. phil. Susan Boenke
Prashanti Nilayam

Zurück